Interview: Klare Worte

"Regeln über Regeln über Regeln"

Interview
26.03.2024

Robert Schmid, Geschäftsführender Gesellschafter der Schmid Industrieholding, findet klare Worte im Gespräch mit der Bauzeitung. Der Unternehmer, der rund 7.000 Mitarbeiter*innen in 90 Beteiligungen beschäftigt, spricht darüber, was ihn zuversichtlich stimmt – und was nicht.
Der Unternehmern Robert Schmid im Interview.
Der Unternehmer Robert Schmid findet klare Worte im Interview mit der Bauzeitung.

Robert Schmid zur aktuellen Lage am Bau und dem Unterschied zwischen gewerblichen und privaten Bauherren:
Man muss unterscheiden: Die gewerblichen Immobilienentwickler sind von den Rahmenbedingungen – hohe Zinsen und hohe Baukosten – betroffen. Die Überhitzung der vergangenen Jahre hat zu einer Vollbremsung geführt. Bei den privaten Bauherren handelt es sich eher um ein emotionales Thema. Die Menschen sind schockiert. Sie sind schockiert, dass sie plötzlich Eigenkapital besitzen müssen, um von der Bank einen Kredit zu bekommen. Und sie sind schockiert, dass sie plötzlich wieder Zinsen für den Kredit zahlen müssen. Aber man wird sich daran gewöhnen. Das war früher ganz normal.   

Zur Aussicht auf Besserung, und was der Klimaschutz damit zu tun hat:
Die Lage am Bau ist zwar trist. Aber es wurde wirklich viel in die Wege geleitet, um der Sanierung und dem Neubau wieder Rückenwind zu geben. Abgesehen von den Menschen, die wirklich kein Geld haben, ist es nun unsere Aufgabe, den privaten Bauherren eine klare Botschaft zu vermitteln: „Nutzt die Gelegenheit zum Bauen und Sanieren. Heute. Es wird nicht besser.“ Gerade im Bereich der thermischen Sanierung, die den wesentlichsten und am leichtesten zu realisierenden Bereich des Klimaschutzes ausmacht, gibt es unglaublich viel Fördergelder und unheimlich viele Möglichkeiten.

Über einen Witz, der nicht lustig ist:
Es ist ein Witz, dass derzeit bei all diesen Möglichkeiten weniger Dämmmaterial verkauft wird als in „normalen Zeiten“. Das zeigt eindeutig, dass die Menschen nicht verstanden haben, welche Chance vor ihnen liegt. Und es zeigt, dass wir als Bauschaffende es nicht verstanden haben, ihnen das zu vermitteln.

Was die Bauwirtschaft beim Thema Nachhaltigkeit leisten kann:
Beim Thema Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft haben unsere Baumeister und unsere Baustoffe etwas zu bieten, was sonst niemand bieten kann: Materialien, die sehr lange genutzt werden können, die in ihrem Nutzungsleben repariert und gewartet werden können und aus denen am Ende ihrer langen Lebenszeit ein neues Material oder Bauwerk entstehen kann.

Warum er für die Bauwirtschaft mittelfristig zuversichtlich ist – und warum nicht:
Die Zinsen und die Baupreise sind kurzfristig stark gestiegen. Aber das war ein Nachholeffekt, weil vorher die Zinsen sehr lange sehr niedrig waren und es viele Jahre keine Preiserhöhungen gab. Wenn man das über einen längeren Zeitraum glättet, erkennt man eine normale Entwicklung. Ich bin daher zuversichtlich, dass wir relativ rasch durch diese Senke kommen. Es sei denn die Politik macht wieder einen Blödsinn.

Was er sich von der Politik nicht wünscht:
Die Bauschaffenden sind vor allem mit einem konfrontiert: Regeln über Regeln über Regeln. Viele Bauvorhaben scheitern bereits im Vorfeld an irgendwelchen Vorschriften. Ein Drittel aller Regeln müsste gestrichen werden. Und dann dürften keine neuen dazukommen. In manchen europäischen Ländern wird das so gemacht: Wo eine neue Regelung erlassen wird, muss im Gegenzug eine andere gestrichen werden. Bei uns in Österreich werden es immer mehr.

Was ihm auf den Magen schlägt:
Vor einigen Jahren wurde eine Initiative zum Abbau der Bürokratie gestartet. Dann kam Corona. Seitdem ist nichts mehr passiert. Ich habe mir vor kurzem angeschaut, was in den vergangenen zwei bis drei Jahren an neuen Regelungen für uns hinzugekommen ist. Dabei ist mir richtig schlecht geworden. Jede Regel für sich ist gut gemeint, aber es einfach zu viel und viel zu kompliziert. Wenn sich hier nicht rasch etwas bessert – davon ist ja die gesamte Industrie betroffen – wird das zu echten Wohlstandseinbußen führen.

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